me me

me…aber als Verb…also me me. miche mich. Himmel, ist das alles dicht und viel. und immer von allem gleich das Doppelte. einerseits esse ich jeden Tag die Reste meiner Kinder und andererseits geht wirtschaftlich wieder alles daneben (nein, ich hab immer noch keinen Tafel-Antrag abgegeben. ich muss ständig Unterlagen fertig machen, Einspruch einreichen und das mit der Scheidung hat mir gerade Post von der Rentenversicherung beschwert…uiuiuiuiui Tiffy).
aber andererseits gibt es so wundervolle Momente. Sätze, die fallen, und in dem Dickicht meines Alltags versacken, wenn ich sie nicht jeden für sich feiere und festhalte.
Rückmeldungen von Euch. Aussagen über die Beziehung zu mir.
„wie schön, dass ihr hier her gezogen seid.“
„Du bist richtig auf dem Job, Minusch. zweifle nicht an Dir.“
„Mama, Du weißt immer so so viel und kriegst zuhause alles geordnet.“
„Danke, dass ich hier bei Euch sein konnte.“
„Du machst das gut mit Deinen Kindern.“
„Wir mögen einfach Deinen Stil.“
„Du hast Glück verdient.“

alles Brecher aus dem letzten Monat.
dem Monat, in dem ich alle Zettel auf den letzten Drücker abgegeben habe, immer überall hin zu spät kam, zu viel Geld ausgegeben habe, ein Elterngespräch hatte, eine Supervision brauchte, immer noch kein funktionierendes WLAN habe, mir meine Füße andauernd weh tun.

der Monat, in dem ich glücklich unter dem Dachfenster saß, als es regnete. in dem ich an manchen Tagen nicht wusste, wie ich aussehe oder was ich anhabe. in dem ich drei wunderschöne Bücher und zwei lustige Spiele angeschafft habe, obwohl ich gar nicht…ach egal. in dem wir mit Nachbar*innen im Garten gerillt habe. in dem mir unabhängig voneinander verschiedene LeserInnen geschrieben haben, dass ich mich unterstützen lassen darf. wieder und wieder und wieder…

Stille

Bienen summen um den geschossenen Basilikum. morgen können wir Freunden beim Keltern helfen und dürfen Apfelsaft mitnehmen.

„hab keine Angst vor der Veränderung, Minusch.“
-„Aber…“
„schhhh…“

habe ich Angst vor Veränderung?

auf twitter diskutiere ich über Organspende. bei der Arbeit diskutiere ich über Strukturen. zuhause diskutiere ich über Ordnung. und in meinem Kopf verbiete ich mir nach wie vor Freiheit. weil so viel anderes wichtiger ist, als ich es bin. das phonologische Bewusstsein meines Sohnes. die Herzensruhe des Kleinen. die Wut meines Schützlings bei der Arbeit.

Wut ist und bleibt mein Thema. Wut. Gewalt. beide Seiten. mein Täterinnen-Ich wie mein Opfer-Ich. beides eins. eine Person. und das Menschliche an der Gleichzeitigkeit beider Seiten. löst sich eins im anderen auf oder bedingt sich beides? wenn ich mir Gewalt verbiete, was passiert mit der Gewalt anderer in mir? wo ist der produktive Aspekt von Gewalt? wo, verdammt nochmal? Reinigung der eigenen Seele? ist Gewalt sowas wie lautes Yoga?

ich lasse ab heute eine Wish-List hier. eine superegoistische Wishlist. bei Amazon, weil ich es nicht gehandelt bekomme, eine Alternative zu suchen und auszufüllen. inkonsequent, ja. aber besser geht es nicht. gerade.

und:
ist das nicht seltsam? ich schreibe da keine Lebensmittel drauf, obwohl die am wichtigsten sind. und ich musste bei vielem nachdenken. Verhältnismäßigkeit? Hallo? so eine Liste ist wie ein Prozess. was wünschen sich Menschen, die sich nichts leisten können und deswegen immer „nein“ sagen? ich habe für diese Liste 4 Monate gebraucht. das alles darauf ist nicht total wichtig. es ist schön. es wäre schön. es würde Freude machen. das können andere Dinge auch: Postkarten, Fotos, Bilder, Briefe (diese wunderschöne Tasche mit dem M, die Pakete von A, Secondhand-Überraschungen aus ganz D, Kekse, die Care-Pakete, die ich letztes Jahr bekam, Kommentare hier, Mails an mich…)

…am liebsten würde ich Euch alle mal einladen, für ein paar Stunden hier im Garten zu sitzen und zu erzählen. Eure Geschichten. die Schnittpunkte zwischen unseren Leben. bei Kuchen und Kirschsaft. vielleicht traue ich mich mal irgendwann…

gemessen an der Realität anderer brauchen wir keine Hilfe. gemessen an meinem Herzen doch wohl. und wieder die Frage nach der Angemessenheit. wer bin ich, Unterstützung zu bekommen, wenn ich sie nicht gleichzeitig gebe? (wer bin ich, nicht vorab die Annahme von Organspenden zu verweigern, wenn ich selbst ein „nein“ auf dem Organspende-Ausweis angekreuzt habe?). wer bin ich, wenn ich immerhin satt an einem Tisch in einer wunderschönen Wohnung mitten in der Stadt sitze, umgeben von wunderbaren Nachbar*innen, mit Ruhe, in einer Einbahnstraße, mit vollem Kühlschrank und einem kleinen Vorratsfach mit Dosen und Strom und Gas und einer GEZ-Nummer? das, was ich mir wünsche, ist das etwas, was mir zusteht? und diese Wünsche auf der Wish-List: sind die überheblich? (der Rucksack zum Beispiel…es würde sicher auch ein billigerer tun…bestimmt…wenn ich keine habe, dann habe ich keinen…die Welt geht nicht unter…mein jetziger ist auch noch nicht ganz kaputt…es geht…und ich habe eine Nähmaschine…es ist ein Wunsch. keine Bedingung.)

Hasenherzen-Wunschliste

ich hatte seit etwa 10 Jahren keine Wunschliste mehr. jetzt ist da eine. ohne Aufforderungscharakter. einfach da. es war auch schön, sie zusammenzustellen. beschämend, berührend und irgendwie zärtlich. irgendwie.

all das konstituiert mein ich. es micht mich. so wie es mich zu mir macht, wenn ich versuche zwischen den Zeilen zu verstecke, was ich nicht aussprechen will.

Liefs,

Minusch

2 Antworten auf „me me

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