ich frag mich

wenn Worte weder schützen noch wärmen können, warum wünsche ich mir so dringend mehr?

warum lese ich Texte, für die ich keine Nerven habe?

warum folge ich links von Menschen, die ich kaum kenne?

habe ich in meinem Leben so oft Recht, weil ich es mir so leicht mache, oder ist es leicht, weil es schon so oft so schwer war?

wie kann es sein, dass die Ergebnisse gescheiterter Beziehungen sich so oft so ähnlich anfühlen, obwohl die Partner*innen alle anders aussahen?

wenn ich auf Sicherheit verzichte, warum fühle ich mich nicht frei?

warum hören Menschen Lieder, deren Texte sie bei vollem Bewusstsein scheiße finden?

wenn ich mich rund futtere, weil ich finde, dass das besser ist, als zu weinen, warum lobt mich dafür niemand?

warum schreiben Menschen romantische Bücher?

was ist die Belohnung für Mut?

warum hilft mir mein Wissen über Menschen im Umgang mit ihnen so schrecklich wenig?

warum kann ich anderen Menschen nicht einfach eine Kassette von mir geben, damit sie wissen, was ich weiß?

und warum gibt mir niemand die eigene Kassette?

warum erschrecken Online-Dating-Gegenübers, wenn ich sie nach ihren Top5 Songs fürs erste Date frage?

und warum suchen die dann Lieder aus, die selbst fürs Radio zu schlecht sind?

wenn Spielen für Kinder gut ist, warum tun Erwachsene so, als wäre das peinlich?

woher kommt die Vorstellung, wie sich Menschen im Park zu verhalten haben?

warum habe ich Angst vor prototypisch-schönen Menschen und gibt es dafür ein Wort?

wer hat die Sorten Erdbeer, Kirsche, Cola und Apfel für Maoam erfunden?

warum kann ich nicht alles haben?

welche Bücher haben die Menschen gelesen, die eine Lüge für eine gute Lösung halten?

an welcher Stelle einer politischen Karriere entsteht das Gefühl, es besser zu wissen?

wer sagt, dass das, was wir für das Beste für Kinder halten, das Beste ist?

warum kann ich nicht mit Frauen flirten?

warum sind die Menschen alle so unfassbar schnell?

werde ich langsamer je älter ich werde?

warum lesen Menschen, was ich hier schreibe?

und wie sehe ich in deren Köpfen aus?

warum gibt es keine App, die aus meinen Texten Songs macht, die klingen, als hätte sie Judith Holofernes nur für mich geschrieben?

wieviele Fragen fallen mir noch ein bevor mir die Tränen kommen?

und wohin verschwinden die Scherben von geplatzten Träumen?

wäre ich ein guter Mann?

warum dreht sich die Welt immer weiter wenn die Zeit stillsteht?

haben meine Lehrer*innen das alles geahnt?

sollten Vorbilder nicht besser zeigen, wie es wirklich ist und nicht das, was erwartet wird?

wenn niemand ein*e Held*in werden wollte, warum finden wir Held*innen so toll?

wäre es nicht besser, erst „ja“ zueinander zu sagen und dann für Verliebtheit zu sorgen?

wieso coacht uns niemand, das Chaos zuhause auszuhalten?

und gibt es Coachings, die einem beibringen, nicht auf andere zu hören?

wenn Therapeut*innen den Klient*innen helfen, sich in ihrer Welt besser zu fühlen, in dem sie sich selbst verändern, was sagt das über die Welt?

wer glaubt noch den Satz „zum Streit gehören immer zwei“?

und warum sagen mir Menschen „ich misch mich da nicht ein“ wenn mir jemand weh tut, aber wenn ich jemandem weh tu, dann sagen sie das nicht?

warum ist niemand ein Elefant für mich?

warum enthalten alle Weihnachtsfilme irgendwas mit Schnee, aber tatsächlich haben die wenigsten Menschen weiße Weihnachten?

warum verzichten Menschen auf Glück?

und was bekommen Menschen, die auf Glück verzichten?

wenn Angst kein guter Ratgeber ist, warum nicken ihr so viele zu?

warum werden Kinder und Jugendliche über die Realität belogen, um sie zu schützen, aber wenn sie nicht damit klar kommen, dann haben die Eltern versagt?

warum sollen alle Grundschulkinder dasselbe können?

warum wird Masturbation für schlechter gehalten als Sex mit einem anderen Menschen?

Liefs,
Minusch

11 Antworten auf „ich frag mich

  1. eines mag ich beantworten, auch wenn ich mir nicht sicher bin, überhaupt gefragt worden zu sein 🙂

    Ich lese Dich weil Du offen, unverstellt und authentisch schreibst. Außerdem interessiert mich Deine Geschichte, also das was Du uns hier erzählst.

      1. ok, dann ist es gut. // Und wenn ich schon dabei bin…. 😉

        Was mich auch beschäftigt ist Deine Frage, „wäre ich ein guter Mann“. Warum fragst Du Dich das?

        Dann die Frage, wie wir Leser uns vorstellen, wie Du aussiehst.Deine Zeilen zeichnen, ohne gestalterisch zu sein. Oder ist das so ein Sympathie-Ding, ala: magst Du mich oder magst Du was ich schreibe?

        was ist die Belohnung für Mut? Mut ist Charakter. Und Mut zeigt jedem seinen Charakter.

        warum erschrecken Online-Dating-Gegenübers, wenn ich sie nach ihren Top5 Songs fürs erste Date frage? ha?! Gibt es dazu eine Geschichte?

        und gibt es Coachings, die einem beibringen, nicht auf andere zu hören? Japp, nennt sich schlechte Erfahrungen und sich immer selbst zu kümmern.

        und warum sagen mir Menschen „ich misch mich da nicht ein“ wenn mir jemand weh tut, aber wenn ich jemandem weh tu, dann sagen sie das nicht? Du fügst absichtlich Schmerzen zu?

        //

      2. die Frage nach dem Mann-sein stellt sich automatisch, wenn ich mir die Erklärungsketten mancher Männer zu ihrem Verhalten ansehe. wäre ich besser, wäre ich einer von ihnen?

        nee, ich frage mich, was für ein Bild ich in einem anderem Kopf mache. nicht zwangsläufig optisch. aber ich habe bei den Blogger*innen häufig Ideen über ihr Leben oder ihre Wohnung etc. das hat keinen Anspruch auf Deckungsgleichheit mit der Realität, denn es ist ja hochgradig selbstreferenziell. aber interessant ;-)).

        ach, wenn Charakter sowas sichtbares wäre, gäbe es weniger Beziehungsirrtümer. ich denke nicht, dass Charakter das Ergebnis von Mut ist. da schüttelt mich irgendwas.

        zu den Top5-Songs: ich frage das gern, weil mir Musik so wichtig ist. ich erkenne die Künstler*innen, die ich mag sowohl am Klang als auch an den Lyrics und mir bedeutet beides etwas.
        wann ich mein gegenüber um eine solche Liste bitte, zögern diese. darüber muss ich erstmal nachdenken/ich höre keine Musik beim Date/ich hör nur Radio…

        schlechte Erfahrung ist kein Coaching. sonst hieße sie Coaching. möp.

        und bei der Schmerzenfrage steht da gar nix von Absicht. wir verletzen alle mal wen. wir kriegen es vielleicht nicht immer mit, aber dafür brauchst keinen Vorsatz.

      3. merci. //

        Gender-Erklärungsketten? Auf was bezieht sich das, auf das was Dir von dem Mann angetan wurde/widerfahren ist?

        Diese Top5-Songs Frage macht mich ja weiter neugierig. Leitest Du von denen die unverschreckt antworten können etwas ab, oder ist das einfach nur eine Antwort auf eine Frage die dann dem Gesamtbild Deines Gegenübers hinzugefügt wird. Oder anders gefragt: Welche Antwort erwartest Du? Oder andersrum welche Antwort befriedigt Deine Neugier positiv? Gibt es überhaupt eine negative Antwort? Oder … uh… was passiert bei Dir wenn Dein Gegenüber z.B. so etwas wie mit TrashMetalCore als Antwort gibt?

        Außerdem *hihi* … ich habe überhaupt keine Erfahrung im OnlineDateing oder deren Begleitumstände sofern sie denn überhaupt stattfinden, aber zwangsläufig ertappe ich mich gerade, wie würde ich auf die Frage antworten ….

  2. Gender-Erklärungsketten: ich habe den Eindruck, Männer begründen ihr Verhalten leichtfertig mit ihrem Geschlecht. und ich wüsste eben gern, ob ich, wäre ich ein Mann, das auch tun würde. also: ich weiß, dass nicht alle Männer Fußball mögen oder Rockmusik oder Bierdosen oder oder oder. aber Männer stehen immer wieder virtuell vor mir und erklären mir, dass dies und das männlich sei und sie es deswegen tun…Du verstehst meinen Punkt, oder??

    mit der Musik ist es noch ambivalenter. Menschen, die mir unverschreckt eine Playlist schicken, ordne ich natürlich nähe an mir ein als andere, denn: ich kann das auch. weil ich Musik liebe. weil meine Playlists meine Soundtracks sind.
    ja, es kam auch schon vor, dass ich eine Playlist bekam, die mir nicht gefallen hat. da sortiere ich dann in Mainstream und non-mainstream und mag ich-mag ich nicht und Komplexität. wenn mir wer nur 5 songs von den Dire Straits schickt, ist das natürlich nicht so sexy wie eine Playlist aus Dire Straits, Joe Cocker, Bob Dylan, Leonard Cohen und Pink Floyd. beide Playlisten wären nicht die, die ich machen würde, aber beide verraten eine Menge…nicht zuletzt über die Wahrscheinlichkeit gesellschaftlicher Vorannahmen.

    bei TrashMetalCore würde ich wahrscheinlich laut lachen, anerkennend nickend und mich weigern, mit dem Menschen Musik zu hören, es sei denn, Song 5 ist Dancing Queen.

    na los Rüdiger: wie würde Deine Playlist für ein Date klingen? 🙂

    1. Gender-Erklärungen: Ich verstehe. Ich kenne selbiges insofern, wenn ich Geschlechtskollegen auf für mich merkwürdige Verhaltensweisen mal wirklich anspreche …. „als Kerl muss man das halt so“ oder so ähnlich. Die unreflektierte Weise Handlungen/Tätigkeiten auszuführen, weil diese quasi erwartet wird. Arme Kerle.

      Playlist: Ok, Du holst Dir dann schon aus dem vermeintlichen Musikgeschmack etwas heraus und _ordnest_ die Person irgendwo ein. //

      Nach meinem Bait dachte ich schon Du fragst nicht: 🙂

      Imogen Heap – Headlock, Coldplay – A sky full of stars, Bruce Hornsby – look out any window, Annie Lenox – Don’t let it bring you down, Eric Clapton – Layla

      Bist Du schon als Erwiderung um Deine Playlist gefragt worden? Weil jetzt bist Du es.

  3. schöne Klassiker…klare Linie, Echtholz, Kaffee nicht zu stark oder gleich Tee. keine Poloshirts. uncharakteristische Gestik aber Haltung. bloß nicht Pizza Salami. indirektes Licht.<<meine Assoziation

    na aber gern (Männer (TM) fragen gern nach der Gegenleistung ;-)):

    le vent nous portera – Noir Désir
    summer wine – Nancy Sinatra
    Unputdownable – Roisin Murphy
    Refugee – Oi va Voi
    Remember Me – Eivor

    was assoziierst Du? 🙂

  4. Ok, Du machst das nicht zum ersten Mal.

    Neugier statt Gegenleistung bitte.;) // Ich kannte niemanden ausser Nancy aus Deiner Liste. französische Musik … oh wow …, da mache ich in der Regel einen Bogen drum, die Musik als solche ist mir fast immer zu anstrengend.

    Dein Auswahl ist weit abseits eines Stream, sehr individuell, kaum Zuordnung des Stils deutlich, driftet ins experimentelle, etwas Jazz, keine Musik bei der man im Sofa lümmelt und zuhört, man macht irgendwie immer etwas drum herum …

    Davon ableitend: keine simple Persönlichkeit, verschlossen, vornehmlich praktische Kleidung, keine Absätze an Schuhen, unruhig, gerne mal hektisch, phasenweise nur mühsam kontrolliert, Ruhephasen passieren plötzlich dann aber ausgiebig, Tee-Kaffe? keine Ahnung, Wein und Prosecco schon eher, aber nie zuviel, asiatisches scharfes Essen, …

    btw. https://www.youtube.com/watch?v=oCuXXpcPpFA

  5. bitte sehr. 🙂 // Die Dame hat eine durchaus angenehmes Wesen auf der CD, die zweite CD die ich mir seit langem ohne zu Zögern direkt gekauft habe, ohne sie im Stream zu konsimieren. Stimme liegt für mich in Richtung einer Amy Winehouse … hat was.

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