I do

und noch was anderes drückt seit längerem auf meine Blogger-Seele: was ist das, was ich für mich tue, um durch diese Phasen zu kommen.

das mit den Ratschlägen ist ja nun so eine Sache:
Menschen fühlen sich irgendwie dazu bewegt, zu helfen. weil wir uns hier aber nun nicht persönlich die Hand schütteln, wie alle alt genug sind, um zu wissen, dass nicht jeder bei allem helfen kann und wir vor allem selbst noch genug anderes zu tun haben, versuchen wir es mit Gedanken-Power in Form von Ratschlägen.

das hat den Vorteil, dass wir in Ruhe nachdenken können und uns vielleicht etwas einfällt, was der/die andere noch nicht versucht hat. vielleicht. genau wissen wir es nicht, weil wir einander nicht in die Köpfe gucken.

um diese Gedanken mal ein wenig zu führen, möchte ich auflisten, was ich tue/getan habe, um meine Situation aufzufangen, denn: ich bin ja Profi im Bereich Entspannung und Empowerment und als solche gehe ich nicht unvorbereitet in eine Krise…(ihr lest mein Augenzwinkern mit, ja?).

Hasenherzsche Maßnahmen zur Selbsthilfe in akuten Notzeiten

– wenn es hektisch wird, ruhig atmen: ich hab da einen kleinen Sensor im Kopf, der mich runterfährt, wenn es hektisch wird…leider funktioniert der ab multifaktoriellem Stress auch nicht mehr, aber bis dahin bombig.

– in Situationen der Wut neben mich treten: jaaaahaaaa, das geht auch nicht immer und wird mit steigendem Druck schwerer, ABER: es hilft mir in der Mama-Rolle, zeitnah zu entschlüsseln, worüber ich mich wirklich aufrege und zu erkennen, wie es meinen Kindern mit mir in dieser Situation geht.

– Selbstliebe: ich gestehe mir zu, zu versagen. auch täglich. ja, es wurmt mich und es kann mich belasten (beispielsweise ist ein Fußboden voller Krümel in der Lage, mich dauerhaft anzuklagen), ABER ich weiß, dass es unmöglich ist, mein Tagespensum in diesem Zustand zu schaffen. also desensibiliere ich mich Stück für Stück für die Konfrontation mit dem Versagen. und es wird besser.

– Prioritäten setzen: erste Priorität hat meine Stabilität und direkt danach kommt die Befindlichkeit meiner Söhne. alles andere muss warten können. und es wartet. nicht ohne Konsequenzen, aber so ist das nunmal. ich muss geradeaus gucken können und meine Söhne müssen ruhig bleiben dürfen. Basta.

– Nischen nutzen: meine Kinder lieben TV. ich liebe Stille. dementsprechend nutzen wir Kopfhörer und/oder getrennte Zimmer. am Wochenende habe ich den Mama-Mittagsschlaf etabliert. wir fallen nach dem Mittagessen zu dritt aufs Bett, ich lese ein Kapitel in dem aktuellen Buch und dabei gähne ich schon wie ein Vollprofi, dann sinke ich in mein Kissen und murmle was von „Pause für Mama“ und schlafe ein. genau so. es hat sich aus der Not ergeben. und es ist super.

– Schönes teilen: wir waren vor ein paar Wochen auf eine Party von Anfang-30jährigen eingeladen. die fing abends erst an. ich war traurig, dass ich nicht einfach hingehen konnte, bis ich dachte: scheiß drauf, wir fahren zusammen. meine Kinder kannten den Gastgeber und fanden die Idee super. jetzt kennt meine Familie das Spiel Beer-Pong (ich hab mit dem Bruder des Gastgebers eine Autofahrerinnenfreundliche Variante festgelegt) und wir hatten eine tolle Nacht mit sehr viel Lachen und glücklichen Kindern.
just do it.

– Entspannung MIT den Kindern üben: das, was mich runterbringt, bringt auch meine Kinder runter. zum Beispiel Lesen. oder schöne Musik. Rückenkraulen. Massagen…das können wir alles teilen

– Sonne tanken: so oft ich kann, sind wir draußen. manchmal nervt es meine Kinder schon, aber solange es irgendwas mit Wasser zu tun hat, sind wir uns dann doch schnell einig. wichtig dabei ist neben dem Sonnenschutz auch die ungefilterte Aufnahme des Sonnenlichtes. seine antidepressive Wirkung entfaltet sich durch eine Sonnenbrille nicht mit der vollen Wucht. daher trage ich Sonnenbrillen eigentlich nur zum Radfahren.

– rotes Obst und rotes Gemüse essen: wenn ich mich richtig erinnere sind die Verteilungen von Stoffen, die freie Radikale im Körper binden in roten Obst- und Gemüsesorten höher als in anderen. Tomaten wird ebenso eine stimmungsaufhellende Eigenschaft nachgesagt wie Erdbeeren und Himbeeren. Melone erinnert sowieso an Sommer und Kirschen machen nostalgisch. so sieht unsere Ernährung auch aus. hier gibt es jede Woche Tomatensauce aus frischen Tomaten und meine Kinder können Erdbeeren kaum noch sehen. 11 Gläser Marmelade kamen aus der Pflückaktion (an der Sonne mit Hut aber ohne Brille) raus.

– Hilfe annehmen: jaaaaaa, eine meiner Achillesfersen. es ist schwer, wenn es mir schlecht geht, Hilfe anzunehmen. Scham spielt eine Rolle. Selbstbestimmung auch. Kontrolle…diese Aspekte wirken schwer und lang nach. umso wichtiger, dass ich mir vorgenommen hatte, zu allen Menschen erstmal „ja“ zu sagen, wenn sie mich etwas fragen. das hilft. auch beim rauskommen. „naja, eigentlich hab ich keinen Bock auf Biergarten, aber: ja, gut, ich komme mit…“<< und schwups passiert etwas. das ist ein wirklich nachahmenswerter Plan (natürlich in Maßen)

– darüber sprechen: ich nerve mich schon selber mit meinen verhaltenen Antworten, aber ich weigere mich standhaft, irgendwem ein „och, ganz gut“ auf die Frage nach meinem Befinden zu antworten. es ist nicht „och, ganz gut“ es ist morgens gut, Mittages erschöpft und abends kurz vor Mr. Hyde. ich rede immer wieder von meiner Lebenssituation. ich schreibe darüber. damit zementiere ich meine Wahrheit und festige meine Erinnerungen. denn: ab und zu überkommt mich ein nostalgischer Gedanke, wenn wir an einen Ort kommen, an dem es als Familie schön war beispielsweise. dann drifte ich kurz ab und frage mich, ob es nicht doch eine andere Möglichkeit…aber es gibt keine. hätte es sie gegeben, ich hätte sie genutzt. ich habe alle Karten gespielt und dann 10 Runden ausgesetzt. Mau Mau.

– flirten: das ist heikel, denn ich weiß, dass ich als Partnerin aktuell nichts tauge. meine Prioritäten liegen so dermaßen bei mir, dass es jeden Partner/jede Partnerin nur frustrieren würde. und trotzdem flirte ich. für den Moment. fürs Wohlbefinden. für meine Sehnsucht. für einen Hauch Hoffnung. also: ich lasse niemanden im Unklaren über meine Situation. aber ich weiß meist, dass es nur der Moment sein wird.

– Körperpflege: noch eine Schwachstelle. nicht, dass ich ungepflegt wäre, aber sucht Euch mal eine Single-Mom, die abends noch die Muße für ne Gesichtsmaske und ein feuchtigkeitsspendendes Pflegebad hat. und doch: fürs Wohlbefinden ist das ein Anker. ich nehme das ernst. und ich empfehle es dringend weiter. und danach von oben bis unten eincremen!!! für die Berührung!!! für Dich selbst!

– Fuß-Massage: da ich eine ausgesprochene FlipFlop-n-Birki-Tante bin, sind im Sommer meine Füße abends trocken. staubtrocken. deswegen creme ich sie ein. ich mache das, wenn ich ins Bett gehe. dann balanciere ich auf der Bettkante und massiere eine Creme in meine Füße. und streiche über die Sohle, drücke die Ferse fest, ziehe an den Zehen, drücke sie leicht um, Überstrecke den Fuß…die Füße können viel zur Entspannung beitragen. auch so drücke ich tagsüber oft an ihnen herum (ich sitze auch auf Stühlen gern im Schneidersitz und mein Umfeld kennt das schon so von mir). es tut gut und fördert die Ausschüttung von stressabbauenden Hormonen im Körper.

– Zusammenbrechen: meine Kinder wissen, dass ich oft traurig bin und dann weinen muss. sie wissen auch, dass sie mich nicht trösten müssen. natürlich sind sie dennoch rücksichtsvoll und lieb in diesen Situationen (und kompensieren das dann mit Wut an anderer Stelle), aber sie lassen mich dann alleine. dann heule ich, solange ich heule. mal 30min. mal 2h…mal schaffe ich den Weg zurück nicht gut. mal geht es ganz schnell. ich komme immer wieder zurück. das wissen sie.

– Essen in Kinderreichweite deponieren: für obige Situation lohne es sich übrigens, immer Essen und was zum Trinken in Reichweite der Kinder zu haben. und wenn es ein Obstteller und ein Glas Pistazien sind. oder Eis im Gefrierschrank. irgendwas. die Kinder haben dann die Möglichkeit, sich selbst etwas zu holen, wenn sie es brauchen und müssen nicht damit hadern, mich zu stören.

– Schönes schaffen: unser Zuhause ist schön. naja, wir basteln nicht mehr so viel wie ich vor einem Jahr, aber beide Kinder gestalten hier mit. und den Rest gestalte ich. wir haben eine Galerie für den Großen und der Kleine verteilt seine Lego-Dinger in seinem Zimmer und alles wechselt nach Bedarf den Platz. Schönheit tut gut. wir pflücken oft Blumen und stellen sie in einer meiner vielen, vielen Vasen/Flaschen/Gläser. wir heben Kleinigkeiten auf. letztens hat der Kleine Blütenblätter auf Karton geklebt. ganz einfach. ein stiller Moment. ein heilender Prozess. das Erlernen von Selbstwirksamkeit und Gemeinsamkeit. Schönes schaffen. mein Mantra.

– Tagesrückblicke: gerade etablieren wir zum Lesen auch Tagesrückblicke. an besonders schönen Tagen wiederhole ich abends die schönsten Momente. so schaffen wir gemeinsam ein Erinnerungs-Album auf eine sehr zarte Weise.

…so, jetzt fehlt mir die Zeit für mehr. vielleicht inspiriert es die eine oder andere. weitere Ideen kann ich ja ergänzen. und in die Kommentare passen sicher auch noch ein paar (;-)). ihr könnt daran lesen, wie verdammt scheiß bewusst ich durch diese Zeit gehe. wie klar ich handle. und wenn ich Menschen brauche, dann brauche ich Menschen. hätte Herr Dächert von der Polizei gesagt: „Frau Hasenherz, wenn Sie eine Stunde Kuscheln brauchen, dann komme ich gern persönlich vorbei…“ ich hätte es angenommen.

Liefs,
Minusch

2 Antworten auf „I do

  1. Respekt, Minusch!
    Eine klitzekleine Anmerkung zum „Tagesrückblick“:
    Du schreibst …“an besonders schönen Tagen…“
    Ich finde es noch viel wichtiger, gerade an nicht so guten Tagen sich das Schöne, die schönen Momente zu suchen und sich bewusst zu machen. So verliert der schei.. Tag seine Kraft, dich/euch runterzuziehen.
    Herzlichst,
    Birgit

    1. Du hast völlig Recht, Birgit. das würde funktionieren, wenn ich es dann noch könnte. leider bin ich an „schlechten Tagen“ abends so fertig, dass ich am liebsten gar nichts mehr sagen will.

      mein Ziel wäre ein daily Impuls…aber wir wollen mal nicht übertreiben 😉

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