ich habe gerade eine Weile überlegt, ob meine Überschrift concerning love oder concerning care heißen soll. draußen spielt einer Akkordeon. die Nachbarn lachen sich noch die Nacht aus dem Bauch. und ich sitze auf dem Sofa mit einem Gefühl von universaler Verbundenheit. und universal meint in dem Kontext nicht die universelle Anwendbarkeit von Gaffa-Tape sondern sowas wie die kosmische Verbindung der Elemente.

ich bin in Ruhe. sogar in Stille. Ben Webster klimpert aus meiner kleinen Box. die Kinder schlafen. ich bin frei von Angst. es geht mir gut. die letzten 3 Wochen hat sich in meinem Leben etwas getan, womit ich nicht rechnen konnte. hier sind Menschen passiert. Ihr seid passiert. Ihr seit mitten in mein Herz reinpassiert und Ihr habt etwas ganz Altes verschoben. ich möchte das gern erklären und ich bemühe mich, nicht kitschig zu werden, aber wenn es kitschig wird, dann betrachtet den jeweiligen Satz einfach als entzückenden Cupcake zum Sonntagsbrunch, ja?

nach meinem letzten Beitrag war die sehr frühe Reaktion eines Studienkollegen sowas wie Betroffenheit. er wollte gern helfen und schickte mir eine Nachricht: wenn ich etwas brauche, seien er und seine Familie da. also so in etwa. ich kam mir mit meinem Beitrag gar nicht so leidend vor. ich hatte ja beschlossen, der Angst die blanke Schulter zu zeigen und einfach auf alles zu sch***, was mich runterzieht. aber die Nachricht schob in mir die Frage an, die sicher viele kennen, die online aktiv sind: wie bin ich? bin ich hier wirklich oder in der Realität? und genau diese eine Nachricht von einem Menschen, der mich lange nicht gesehen hat, mich also aus einer anderen Zeit kennt und jetzt hier mitliest, hat damit auch einen Knoten geknüpft. einen Knoten, der mich an andere Knoten, Kontakte mit Expartnern, erinnert hat. es gibt Menschen, die mich gut kennen, mir eng verbunden waren, und die mich nach wie vor sehr mögen, auch wenn unsere Leben sich getrennt haben. noch ein sehr dicker Knoten in meiner Selbstsicht. dieses Knoten-Cluster hat mir die Sicherheit zurückgegeben, dass ich hier wie dort ich bin. ich muss nichts verstecken oder verschleiern. dies hier ist ein Ausdruck meines hierigen ich. und selbst wenn ich an anderer Stelle für mein Blog eher verachtet werde: der Gedanke schenkte mir Frieden für das, was danach kam.

denn:

hier kamen Päckchen an.

ich habe Päckchen geschickt bekommen mit wunderbaren Kleinigkeiten, Gummibärchen für meine Kinder, Überraschungen, Gutscheinen, Karten…und sogar Bargeld. ich hatte gerade im Gespräch mit einer Twitter-Freundin (doch, Pia, für mich bist Du eine) beschlossen, dass ich bereit bin, Hilfe anzunehmen, wenn sie mir angeboten wird. weil ich alles versucht habe, diese Situation selber abzuwenden. weil ich es nicht selber verbockt habe. weil hier Umstände gewirkt haben, die ich nicht beeinflussen konnte. und dann kamen Päckchen. und dann kamen Briefe. Freund*innen überwiesen mir Geld. in den Briefen fanden sich Worte, die nicht wie Mitleid klangen sondern wie Dankbarkeit, dass ich hier das alles aufschreibe, weil es ihnen helfe, sich mit ihrer eigenen Situation angesichts der vielen happy-go-lucky-Blogs nicht so schlecht zu fühlen. ich kann gar nicht sagen, was mir das bedeutet. ich schreibe ja nun schon seit 4-5 Jahren hier und ich war am Anfang so angepisst von all den heile-Welt-DIY-Dingern, weil ich ständig sehen musste, was ich alles nicht kann. genau deswegen (!) habe ich mit diesem Blog angefangen. sonst hätte ich wohl weiterhin irgendwo Lyrik veröffentlicht.

jeden Tag Post. wirklich. buchstäblich.

und hier hängen noch immer die vielen Weihnachtskarten, die ich zu Weihnachten bekommen hatte. auch alle von Menschen, die hier mitlesen und mir und meinen Kindern eine Freude machen wollten. Karten, Pakete und Überraschungen. und jetzt ein Sternenregen in einem Moment, der kritischer kaum noch hätte sein können. die Freund*innen nickten alle erleichtern, wenn ich ihnen davon schrieb. das Universum gleiche eben doch aus. ich habe das verdient. sie freuten sich mit mir.

verdient. nein, verdient habe ich das nicht. aber: ich nehme es an. als Zeichen Eurer Liebe zum Leben. als Hilfe für meine Familie. und es wirkt in mir wie ein Ballon: ich lache. ich lache so viel. ich strahle mit meinen Kindern um die Wette, wenn wieder ein Paket angekommen ist. ich schüttle jedes Mal ungläubig den Kopf. ich wollte die ganze Zeit eine Liste machen, damit ich den Überblick behalte. aber ich habe es nicht geschafft. ich hab zu viel gelacht, glaube ich. und es kam noch wilder.

inzwischen verbrachte ich mit meinen Kindern eine Nacht bei einer Freundin (Rona, sorry, es fühlt sich so an…ich könnte jedes Wochenende mit Dir Wein trinken, echt!) auf einem Hof 4h Zugfahrt von hier und traf dort andere Mama-Bloggerinnen, die ich schon echt lange kenne und eine meiner guten Feen aus der Weihnachtszeit. ich war so glücklich. das war so lebendig. Nachts redeten Rona und ich uns die Köpfe heiß, lachten zynisch, nickten uns zu, stießen an, hörten Jazz und träumten von dem idealen Umfeld für das, was wir als gutes Leben betrachten. ich spürte so sehr, wer ich bin und wie mein Leben sein soll. ich war glücklich.

und der Stern, der endgültig alles rumgerissen hat, ist mein bester Freund, für den ich inzwischen eine derartige Liebe empfinde, dass ich mich kein Stück alleine fühle.

ich. bin. nicht. allein.

um mich sind Menschen. gut, die meisten leben ganz woanders. viele habe ich noch nie getroffen. manche sind anonym geblieben. aber ihr seid hier. bei mir. in Euren Worten. in Euren Briefen. in den schönen Zusammenstellungen der Päckchen, die ihr mir geschickt habt. aber vor allem in den Worten. so viele Nachrichten auch bei twitter. so viel support. so viel Liebe.

das, was hier passiert ist, sprengt das, was Caring meint. es ist Liebe. ich habe so lange nicht mehr so frei empfinden können, wie schön es ist zu lieben. wie schön es sein kann. wie befreiend. ihr habt mir den Februar gerettet. wir haben es geschafft. wir sind über den Berg. ohne existenzielle Nervenzusammenbrüche. wir haben es geschafft. ab nächster Woche bekommen wir Unterhaltsvorschuss. mein Arbeitgeber unterstützt mich auch in meiner Situation. der lange 5er ist schon zu sehen. mein Aufbau trägt. meine Vorbereitung war gut. das, was ich hier mache, entspricht der pädagogischen Lehrmeinung von gutem Krisenmanagement.

Danke.

ich habe lange regelrecht wütend verteidigt, dass meine Social Media-Aktivität Teil meines Lebens ist und kein Hobby. Ihr habt mir die Ruhe geschenkt, jedwede Kritik in diese Richtung mit einem Lächeln abzutun. Ihr habt den Unterschied gemacht, den das reale Leben noch nie hinbekommen hat. Ihr ward immer da, wenn ich jemanden gebraucht habe. Ihr habt mich aufgefangen. schon so oft. und dieses Mal wäre der Aufprall echt schlimm geworden, aber ich bin weich gelandet.

ich danke Euch. Euch allen. auch denen, die einfach lieb an mich denken. das hier sind meine Sterntaler-Tage. ich habe alles losgelassen und war bereit, noch mehr loszulassen. und ihr habt mich mit Sternen überschüttet. und ich übertreibe kein bißchen.

ich werde das niemals vergessen. und ich werde es weitergeben. redet darüber, wen ihr Hilfe braucht. ich gehöre zu euch und ich helfe auch, wie ich kann. sprecht aus, was Euch quält und seit offen für das, was dann passiert. das ist das Revolutionärste, was wir tun können. und es ist heilend…

in Liebe,

Minusch

 

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2 Antworten auf „concerning love

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