mein kleiner Knopf.
es ist jetzt 10 vor sechs und endlich komme ich zur Ruhe. endlich komme ich zu Dir. Deine Halbbrüder dürfen Kika schauen und ich kann neben den Rosen sitzen und mich erinnern an damals. an Dich. meine Tage sind so voll, kleiner Knopf. da ist so wenig Zeit für die, die mal waren. aber dieser Tag hat seine Spuren hinterlassen und auch wenn es dieses Jahr Rosen sind, so sind sie doch rot für Dich.
vorhin lief der Karneval der Tiere. Deine Halbbrüder mögen Musik. ich erinnere mich an meine Lieder für Dich. dazu, Dir etwas vorzuspielen, kamen wir ja nicht. aber ich erinnere die Lieder, die ich im Krankenhaus gesungen habe. ein paar davon hören Deine Halbbrüder abends zum Einschlafen: das Nilpferd, der Mond, lullabye to Erle, den Seeschlangensong…ich habe auch versucht, ihnen das Benedictus oder das Agnus Dei aus der Krönungsmesse von Mozart vorzusingen, aber sie waren dafür zu ungeduldig. ich weiß noch: für Dich konnte ich beides in Dauerschleife singen.
kleiner Knopf, zur Feier des Tages haben Deine Halbbrüder einen bunten Teller mit lauter Lieblingssachen bekommen. Möhren sind auch dabei. das einzige, was Du außer Milch und Medikamenten schmecken konntest. ich habe das nicht vergessen. wie von allein haben meine Hände die Möhren geschnitten, bis mir klar wurde, was ich tue und warum ich es tu.
weißt Du, dass die beiden Dich den Engelbruder nennen? der Große malt viele Engel. ich habe ihm nichts weiter über Engel erzählt, aber er kann sich diese Wesen vorstellen und er hält Dich für einen. eine Freundin hat mir mal geschrieben, dass sie denkt, dass Du der Schutzengel der beiden hier auf der Erde bist. kleiner Knopf, Du bist ein Teil von unserer Familie, auch wenn Du uns nichts mehr mitteilen kannst. wir bewahren Dich in unseren Herzen und in unseren Gedanken und ich trage Sorge dafür, dass Du so lange lebst wie ich.
Du wärst heute 13 geworden, mein Knopf. seit 13 Jahren trage ich Dich in meinem Herzen. seit 13 Jahren ist Rot meine Lieblingsfarbe. seit 13 Jahren trägt Melancholie eine eigene Kraft in sich. seit 13 Jahren bin ich verbunden mit dem Tod wie mit dem Leben durch Dich. ein Leben zwischen den Welten. in unerfüllbarer Sehnsucht. in Dankbarkeit und unglaublichem Schmerz.
ich umarme den Schmerz als das unmittelbarste, was mir von Dir blieb, kleiner Knopf.
ich liebe Dich in jeder Blumenblüte, in jedem Ton und in allen Sternen.
Deine Mama
Danke , dass du , Frau und Mutter, so offen dieses „Thema “ ansprichst. Danke
ach Du…ich bin dankbar, dass ich hier darüber schreiben kann und es Menschen gibt, die darauf antworten.
❤
…jetzt musste ich weinen. Alles Liebe von hier!
ganz starker text. bin sehr getroffen. danke, dass wir das lesen dürfen!
das hier ist reiner Egoismus. irgendwie fühlt es sich bei diesen Texten so an, als könnte ich ihm schreiben…
und es hilft mir, wenn andere das auch lesen und mitfühlen und für einen Moment an ihn denken.
also: nichts zu danken, gern geschehen. 🙂
Ich liege weinend im Bett und bin so tief berührt. Danke
hej…ich schieb gedanklich Kekse rüber…ich hoffe die Tränen sind getrocknet und haben das Herz frei gemacht für den 4. Advent! ❤
liefs,
minusch