was will ich eigentlich?

Seit etwa zwei Tagen frage ich mich, was ich will.

Es ist zum Mäusemelken, denn ich kann es nicht beantworten, ohne mich komplett zu verknoten. Der Alltag hat derzeit etwa die Dichte von Blei und es bleibt keine Nanosekunde übrig für Reflexion, Einkehr, Meditation, Yoga oder Recreation. Ich weiß: solche Phasen gibts es. Kein Grund durchzudrehen. Nur: ich hab vergessen, was danach kommen soll. Oder kann. Oder könnte.

Ich hatte mich auf diese Catering-Sache eingeschossen. Angemeldet. Geplant. Probegekocht (und mir dabei vergewissert, dass ich es auch wirklich kann und nicht nur bescheuert tagträume).

Dann kam die Schließzeit, wie zu Erwarten mit einer höheren Belastung daheim, weil beide Kinder zusammen schon ein ordentliches Potenzial an Sprengkraft haben. Wußte ich. Ok, ich hab mehr oder weniger alleine alles gepackt, weil sich Papaschs letzte Arbeitswoche vor dem Urlaub als anders herausgestellt hat als gedacht. Gut. Kriegen wir hin. Die Fahrt in den Urlaub ging auch irgendwie gar nicht so schlecht (mit 6 Pinkel- und Umziehpausen unterwegs). Der Urlaub selber war viel zu kurz. Viel (!) zu kurz. Wir waren nach einer Woche gerade mal innerlich angekommen, da mussten wir schon wieder weg (<< darauf war ich nicht gefasst…das hab ich so noch nie erlebt).

Und dann der Streit mit der angriffslustig angereisten Schwiegermutter, die die erste Eingewöhnungswoche vom Großen im Kindergarten eigentlich für den Kleinen da sein sollte. Sie kam Sonntag, versaute uns den Montag und reiste Dienstag komplett verprellt wieder ab, weil ich beim Frühstück gefragt habe, ob Papasch denn mit ihr über einen Rückfahrtzeitpunkt gesprochen hätte (das war das Frühstück nach der Nacht, in der der Kleine sein und unser Bett vollgekotzt hatte und sie uns vom Sofa aus liegend zugesehen hatte, wie wir ihm und uns irgendwie helfen).

Nein, darauf war ich nicht gefasst. Die Trennungsgespräche zwischen Papasch und mir: auf die war ich auch nicht gefasst.

Tja, und der Höhepunkt an Überraschung: Der Kleine mag lieber mit seinem großen Bruder in den Kindergarten gehen als weiter in die Krabbelstube, wo er bisher keine Freunde hat. Kann ich irgendwie verstehen. Die Konsequenz daraus verstehe ich auch (Totalverweigerung…einhergehend mit einer starken Ablösungs- und Selbstbestimmungsphase *aaahrg*), nur: davon hab ich auch nicht gleich einen Masterplan und ein Akku-Highspeed-Ladegerät an der Hand.

Jetzt liegt mir die Erzieherin im Ohr, ich solle zur Erziehungsberatung, DRINGEND. Dann weiß ich nicht, wo ich kochen soll, wenn ich catern möchte, weil ich seit drei Wochen, in denen ich das anleiern, verschiedene Stellen anfragen etc., wollte, meinem Alltag buchstäblich hinterherrannte. Dann erzählt mir eine Freundin von einem spannenden SozPäd-Job. Mein Herz flackert auf…und flackert…und ich gerate endgültig in einen Zustand völlig Desorientierung und Hilflosigkeit.

Zuhause verzweifelt Papasch an den Reibungsbedürfnissen seiner Söhne. Die Kinder verzweifeln an den Grenzen. Ich verliere so alle 8 Tage mal die Nerven. Und die Tage verrinnen. Es wird kälter. Die Konten werden leerer.

Ich habe keinen Plan mehr.

„Mach doch mal ne Kur…“ << ja klar! Geht ja so einfach…ich meine, egal wie ich mich jetzt aufstelle um Geld zu verdienen, innerhalb eines halben Jahres steige ich mal eben so für 3-6 Wochen aus. Kein Ding.

Ich würde mich saugern in irgendwelchen Wochenendworkshops im Odenwald oder im Taunus selber suchen/finden/anpeilen oder verorten. Mein erotisches Zentrum bestimmen. Meine innere Göttin beschwören. Mein Licht entzünden. Irgendwas ablegen…und wieder fühlt es sich so an, als hätte ich keine Wahl. Wie eigentlich immer. Und immer ließ ich mich hetzen. Sprang mein ganzes Leben in meine Pflichten und folgte den weisen Ratschlägen anderer.

Verdammt: wann komm ich endlich in meiner Selbstbestimmtheit an?

Falls sich jemand fragt, was dieser Beitrag soll: ich hab keine Ahnung. Ich weiß gerade nur, dass mein Kompass klemmt und ich mir mal wieder was einfallen lassen muss. Und es soll bitte mal was anderes sein, als das, was ich bisher immer gemacht habe.

*geht Mützen häkeln*

Wird schließlich bald Winter.

Liefs,

Minusch

13 Antworten auf „was will ich eigentlich?

  1. Aus anderen Gründen empfinde ich es hier genauso. Habe mich selbst krankgeschrieben, weil ich eh nichts verdiene.
    Ich habe keine Ahnung, wohin es gehen kann oder wenigstens sollte. Seit Jahren bekümmere ich nebenbei v.a. einen kranken Menschen, dem niemand noch zwei Wochen gibt. Gut, denke ich mir jedesmal, die letzten Tage sollen gut gestaltet sein und der Mensch bloß nicht einsam. Auch, wenn das total gegen meine Pläne geht.
    Das einzig sichere ist: kümmere ich mich nicht, stirbt der Mensch. Und wie man seit ca. 5 Jahren inzwischen sieht, lohnt es sich ja, wenn ich mich kümmere. Lebt noch.
    Mein Dilemma: im Stich lassen? Mein inzwischen völlig aus der Bahn geratenes Leben ordnen? Oder einfach nochmal „zwei Wochen“ für den Patienten nehmen?
    Zum Austauschen hätte ich gerne einen feste Bezugsperson. Aber alle laufen weg, weil soviel Elend außer mir keiner aushält.

    Meine Antwort ist auch: keine Ahnung, was ich damit sagen will. Aber ich fühle ähnlich wie du. Glaube ich. Ich im Auge des Chaos-Zyklons.
    (( ))

    1. Ja, wenn ich Dich lese, komme ich mir selber vor wie ein Jammerlappen (diese Selbstbezeichnung begleitet mich auch schon ne ganze Weile).
      Ich hab den Eindruck, dass es sich einfach nicht lohnt, sich einzusetzen. Also abgesehen vom guten Karma und so. Was bleibt denn? Wann kommen die Zeiten, in denen sowas wie Bedürfnisfreiheit eintritt? Wann entscheide ich?
      Wenn ich mich umschaue, besteht das Leben verdächtig oft aus „Hinterherrennen“.

      Ist doch kacke.

      Vielleicht doch eine Kommune in einem Bauernhaus irgendwo im nirgendwo?….

      Liefs,
      Minusch

      1. Konnte eben ein gutes Gespräch führen. Weil ich nicht mal mehr den Alltag auf die Reihe kriege, MUSS ich irgendwas ändern. Und ja, ich mache genau das erstmal weniger, was ich eigentlich dringend mehr machen wollte. Meine Arbeit. Anständige Arbeit.
        Es ist eine Sorge mehr, ein Gedanke zuviel, whatever, und den schiebe ich jetzt erstmal beiseite.
        Der Zufall half.
        Kam heute früh nicht mehr in den FB Account, weil ich dort ein Pseudonym verwendete. Dort bin ich also nun wieder mit Klarnamen unterwegs. Und habe dafür mein nichtsnutziges Firmenprofil gelöscht. Dem ich ewig hinterherhechelte, auf dass es zum Leben erwecke und so weiter. Was es aber nie tat.
        Meine Firmen-Homepage habe ich ebenfalls stillgelegt. Bis auf weiteres. Mit einem Klick wäre oder bin ich jederzeit wieder da.

        Im Moment nimmt es mir den Druck, meine extreme Nicht-Leistung auch noch aufgehübscht nach außen darzustellen. Denn ich habe außer Leere gerade nichts anzupreisen. Kann und will nicht werben für meine genialen Dienste.

        So. Das ist nun erstmal ein Punkt, der erleichtert.
        (Kann ja immer noch alles arbeiten, aber ich muss nicht laufend repräsentieren.)

        Hätte nie gedacht, dass ausgerechnet mein Mega-Ziel Arbeit und dessen Einschränkung hoffentlich der erste Schritt zum „mich selbst wieder fangen“ sein würde.
        Hoffe aber.
        Weil es mal so ganz anders ist, als andere Versuche hier.

        (( ))

      2. …ich trau mich genau das nicht. Wegen des finanziellen Drucks. Wie fängst Du das auf?

        Ich glaube auch, dass genau diese Entscheidung gut ist! Durch sie werden Kapazitäten frei! Du bekommst Entscheidungsspielraum! Es ist bestimmt richtig!

        …nur: wovon leben? Ich hab kein Sparbuch mit Notgroschen. Der ging in unserer ersten großen Arbeitskrise 2012 drauf.

        Ich wünsche Dir von Herzen den berühmten Goldesel. Und wenn Du ihn mal ein zwei Tage ausleihen würdest…? 😛

      3. Leben aus Mischung aus allem: Lebenshaltungskosten niedrig halten, Paten Klamotten sponsoren lassen etc., Sparstrumpf, das Kindergeld und ca. 400 Ökken Pflegegeld. Und: 30 Oiros Unterhalt, die einmal kamen. Das saniert uns natürlich.
        Es wird finanziell bald knallen, aber das wird es sowieso und hat es ohnehin in meinem Kopf schon.
        Ich kümmere mich wirklich ausnahmsweise erst, wenn es knallt. Im Moment ist vorauseilende Angst und Sorge nicht mehr drin.

  2. Mein Elan und meine Pläne für den beruflichen Neustart drohen bei mir auch immer wieder in den Wirren des Alltags zu verschwinden. Der kostet mich so viel Kraft, dass ich mich frage, wie ich da noch irgendwas zusätzliches schaffen soll.
    Gäbe es denn die Möglichkeit, den Kleinen auch schon in den Kindergarten zu geben? Das würde dir vielleicht etwas Freiraum verschaffen.
    LG, Micha

    1. Ich hatte hier gestern eine Antwort getippt, nur irgendwie ist diese wohl verschwunden.
      Der Kleine ist schlicht zu jung für die Betriebserlaubnis des Kindergartens des Großen. Und da es ein integrativer Kindergarten ist, ist da auch mit Mauscheln nicht viel. Ich muss warten, bis der Kleine 3 Jahre alt ist. Im April 2016. Und dann muss da noch ein Platz frei werden…*sfzt* schwierige Option.

      Tatsächlich lässt er sich gerade wieder etwas mehr auf seine Krabbelstubengruppe ein. Nur wird diese Neu-Eingewöhnung noch bestimmt 4 Wochen dauern, bei dem Tempo, das wir haben. Und wenn er zwischendurch krank wird, dauert es noch länger…bis dahin kann ich 1,5 h am Tag zum arbeiten rechnen. Und ab und zu einen Nachmittag. Das ist etwas wenig. Geht höchstens ein Putzjob. 😦

  3. Du Liebe, mache mir schon eine Weile Gedanken, was da bei dir los ist. Leider weiß ich auch keine Lösung. Aber ich schicke dir gute Gedanken und wünsche dir, dass diese „Phase“ bald zu Ende ist!!! LG Mo

  4. Liebe Minusch,
    du schreibst so schön intensiv, auch wenn es kein schönes Thema ist. Ich lese dich gerne 🙂 Dem Alltag hinterherrennen… das kenne ich nur zu gut.

    Letztens war ich so zerrissen, dass ich meinen Mann fragte: Mit wem möchtest du sprechen? Mit der Mutter, oder Ehefrau, Schwiegertochter, Lehrerin, Kollegin, Tochter, Nachbarin, Bauleitung (wir renovieren), Bürofachkraft (Nebenjob). Köchin, Putzhilfe, Wäschefrau, Hausaufgabenheldin… Das fand er bewundernswert, wie viele Jobs wir so erledigen.

    Aber ich kann dir auch sagen: Unsere Kinder sind jetzt 13 und 10 und es tun sich immer wieder Freiräume auf, auch dauerhaft. Es wird tatsächlich besser, wenn die Kinder größer werden.

    Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe und Gute und dass du einen guten Weg für dich und deine Familie finden kannst,

    Stef

    1. Ich bin immer froh, wenn ich lese/höre, dass es einfacher wird. Gleichzeitig ist es aber auch echt zermürbend dauernd zu warten.

      Ich frag mich immernoch, wie die Menschheit sich eigentlich fortpflanzen kann, wenn es so anstrengend ist, das alles zu regeln.

      Dein Kompliment nehme ich auf jeden Fall mit in den Tag. ☺️ Und die guten Wünsche auch!

      Danke Dir.

      Minusch

  5. Ich glaube, es geht erstmal gar nicht darum, einen genauen Plan zu haben. Ein erwünschter Plan kann eine zusätzliche Belastung sein. Du wirkst so stark belastet von allen Seiten. Wahrscheinlich musst Du Schritt für Schritt vorgehen und Schritt für Schritt Balast zur Seite räumen. Das Bild, wo es hingeht, wird sich dann langsam herausschälen und im Gehen entwickeln. Gut ist schonmal, wenn Du weißt, dass es so auf keinen Fall weitergeht. Das ist schonmal sowas wie ein Plan. Ansonsten: wofür brauchst Du den Plan? Als Strohhalm, an dem Du Dich festhalten kannst? Es wird sowieso alles wieder anders werden. Versuch, im Moment zu bleiben und Dich nicht mit irgendwelchen Plänen zu stressen. Mit kleinen Kindern ist das ja eh utopisch. Ich habe auch keinen und ich weiß, wie doof sich das manchmal anfühlt. Macht nichts. Vertraue Dir selbst. Es wird sich finden.

    1. Ich hätte gern finanzielle Sicherheit für die nächsten paar Monate. Ich wüßte gern, dass mir ab November nicht alles um die Ohren fliegt. Dass ich noch einkaufen kann und meine Daueraufträge funktionieren.
      Dafür brauche ich einen Plan.
      Damit ich weiß, dass es sich stabilisiert.

      Aber es stimmt schon: genau das ist nicht möglich, weil jetzt schon Zeit fehlt und noch eine Weile fehlen wird, weil so kein Raum für kreative Lösungen entsteht und ich mich im Druck selbst zerquetsche.

      Ich habe Angst.

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