Endlich 1

Mir wollte es ja kaum einer glauben. Der Satz „ich kann mit Babies nichts anfangen“ hat sich bestätigt. Es gibt viele Frauen, die Milcheinschuss kriegen, wenn sie so ein kleines niedlichen Bündel Leben sehen. Ich nicht. Und ich finde es gar nicht schlimm, denn dafür weiß ich schon, dass in der Pubertät meine absolute Supermom-Zeit kommt (also Supermom nicht aus Sicht der Kinder, nehme ich an, aber aus Sicht meines Herzens). Ich weiß es einfach. 

Und: ich hab Recht!

Seit der Kleine 1 Jahr alt geworden ist, ist er für mich greifbarer. Das war bei seinem Bruder ganz genauso. Keine Frage: ich hab die Kinder auch als Babys geliebt! Aber gerade wird es viel besser! Ich kann ENDLICH mit ihm interagieren, sprechen, spielen! Nicht mehr dieses Kasperltheater und Kind interessiert sich mal und mal nicht. Nicht mehr dieses beinahe kommentarlose Aufnehmen von Essen. Jetzt macht es endlich Spaß, in den Kartoffelbrei zu matschen! 

Endlich spüre ich mich auch als Mama in meiner Rolle angekommen. Mag sein, dass ich jeweils ein Jahr lang Zeit brauchte, um die Beziehung aufzubauen. Bisher wirkte ich gerade für den Kleinen eher austauschbar (was nicht so ist, das ist mir klar, nur gab es eben viele Momente, die mich in dem Punkt sehr irritiert haben…). Er hat Ideen, die er umsetzen möchte. Er will etwas haben und kann es mir zeigen. Und er brabbelt endlich auch so schön vor sich hin (Bruder hat früher gebrabbelt aber dafür später mit dem Laufen angefangen…der Kleine kann schon fast alleine laufen, fängt aber gerade erst das Brabbeln an…).

Mein Kind beginnt, mit mir zu reden. Das ist mir so wertvoll und wichtig. Endlich gemeinsam Bücher lesen und nicht mehr nur in die Seiten beißen. Endlich konkret werden. Vorlieben entwickeln. Ich bin so dankbar, dass dieses erste Lebensjahr rum ist. Und wenn ich mir den Großen anschaue, der zwar inzwischen ordentliche Wutausbrüche fabriziert, wird es doch immer besser und besser.

Ich bin irgendwie jetzt mehr Mama. Langsam entwickelt sich ein Alltagstrott. Ich kann Kleinkinder definitiv besser verstehen als Babys. Wunderbar. Damit einher geht eine Ruhe, die ich ganz lange vermisst habe. Ein klares Verständnis für die Wut und die Verzweiflung.

Ja, vielleicht haben wir auch einfach ein Jahr gebraucht um uns kennenzulernen. Bis ich sein Schreien nicht mehr als grundsätzlich völlig verzweifelt gehört habe sondern die Nuancen erkennen kann. Bis er mich als „Mama“ in Kinder-Kauderwelsch ansprechen konnte und seine Entspannungs-Wörter gefunden hat. Der Große konnte ewig lange „gogl gogl gogl gogl…“ vor sich hin erzählen, der Kleine sagt etwa 50 Mal am Tag „buma“, wenn ihn etwas interessiert…damit kann ich was anfangen! Das kann ich nachspüren! Das tut sooo gut!

Ich fühle mich leichter, sicherer. Mein Mama-sein wird tiefer. Wir werden flexibler. Ich muss nicht tausend und ein Hilfsgerät mit mir herum schleppen. Beide Jungs essen auch gern was eben schnell beim Bäcker geholtes. Ich freue mich auf den Sommer…

 

Ich hab immer gewusst, dass ich Mama werden will. Ich hab immer gewusst, dass die erste Zeit die für mich Schwierigste sein wird. Und ich weiß: ab jetzt wird es Jahr für Jahr leichter, weil ich mit meinen Kindern sprechen kann. Völlig wurst, wieviele bescheuerte Krankheiten mir noch den Alltag zerschießen, wieviele Launen hier noch unser Inventar zerstören. Ab jetzt betrete ich festen Boden. Mir hat das Sprechen gefehlt. 

 

Es gibt Momente, da bin ich einfach nur stolz, wie gut ich mich kenne. Und wenn diese Momente vorbei sind, spüre ich immernoch diesen Schub im Rücken. Nicht von anderen irritieren lassen! Sich selbst vertrauen! Wer sollte eine 36jährige besser kennen, als sie selbst? 🙂

 

Liefs,

Minusch 

 

4 Antworten auf „Endlich 1

    1. ich kam mir immer so einsam vor mit dieser Geschichte…echt, ich finds toll, dass mir das jetzt auch mal andere von sich selbst sagen 🙂 Danke sehr!!

      liefs,
      Minusch

  1. Liebe Minusch, ja. Ich habe immer gesagt: „Ich freue mich darauf, wenn sie sprechen kann“, und jetzt, da sie erste Worte spricht und zeigt, was sie meint, wo die Worte noch fehlen, gibt es mir Vertrauen in meiner Rolle als Mama. Dazu kommt, dass sich der Radius mit einem laufenden Kind sprunghaft erweitert, auch das tut gut, man ist in Bewegung. Ich kann Deine Gefühle also sehr gut nachvollziehen. Mit tänzerischem Gruß: Anne

    1. Wo waren die ganzen Mamas, die mich verstehen? Ich hab ständig hören müssen: „Wart nur ab, es wird immer anstrengender“ und „wenn die erstmal in dem und dem Alter sind, wirst Du verstehen, was ich meine“.

      Mich hat das kolossal genervt. Und jetzt kann ich zumindest bei diesen ersten Stufen „laufen lernen“ und „sprechen lernen“ sagen: nix wurde schwerer! Es wurde leichter und anders…

      Hachja…manchmal könnte die Welt ein Stückerl kleiner sein ^^

      Liefs,
      Minusch

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